Wenn wir sehr beschäftigt sind, haben wir es vielleicht gar nicht wahr genommen: Die Natur stellt sich langsam auf den Winter ein. Die Tage werden kürzer und kühler, die Bäume verlieren ihr Laub, Tiere wechseln ihr Fell – sie wissen genau was kommt. Alles zieht sich zurück, um sich auf die grosse Ruhepause vorzubereiten. Das Yang des Sommers verwandelt sich in das Yin des Winters. Aus Aktivität wird Ruhe.
Nur wir Menschen haben oft das Gefühl, nicht mitmachen zu müssen. So beleuchten wir unsere Nacht mit Kunstlicht, um weiterhin gleich lang und im gleichen Tempo weiterarbeiten zu können.
Während früher auch der Mensch im Winter geruht, seine Werkzeuge gepflegt und weitgehend von Vorräten leben musste, steht uns heutzutage alles jederzeit zur Verfügung. Licht, Essen, Aktivitäten. So machen wir ohne Pause weiter.
Dies hat seinen Preis: Wenn wir uns dem natürlichen Zyklus widersetzen, bringen wir unsere (Lebens-)Energie aus dem Gleichgewicht. Wir werden anfälliger auf Infektionen, Krankheiten und nähren Erschöpfungssymptome, die sich sofort oder auch einfach schleichend zeigen. Chronisches Unwohlsein und ein unangenehmes Gefühl der Leerheit und des Getrennt-Seins setzt sich früher oder später in uns fest.
Es lohnt sich also, auch in unserer modernen Zeit, möglichst mit der Natur zu gehen. Um die Natur und ihre Zusammenhänge besser zu begreifen wurde in China vor Jahrtausenden das Konzept von Yin und Yang und den fünf Wandlungen geschaffen. Dabei handelt es sich nicht um eine wissenschaftliche Theorie sondern um über lange Zeit gesammeltes Wissen aus Beobachtungen und Erfahrungen.
Im Zyklus von Yin und Yang ist der Winter die grösste Ansammlung von Yin – und die Zeit der Wandlungsphase «Wasser». Die Zeit der Dunkelheit und Ruhe. Diese beginnt Mitte November und dauert bis Ende Januar an.
In dieser Zeit geht es darum Pause zu machen, zurückgezogene Kräfte zu sammeln, um daraus im Frühling gestärkt und neu hervorzugehen. Wie Bäume, die all ihr Laub verlieren, ihre Kraft in die Wurzeln zurückziehen, um im Frühling wieder in voller Pracht daraus zu erwachen. Die Lebenskraft schlummert in den Wurzeln und Samen. Es ist die Zeit zwischen Geburt und Wiedergeburt. Wasser kehrt seinem Wesen nach immer zu einem Ursprung zurück. Der Zyklus des Wassers ist der Zyklus des Lebens.
Wir tun gut daran in dieser Zeit einen Gang zurück zu schalten und Körper und Geist zur Ruhe kommen zu lassen. Es geht jetzt nicht (mehr) um Höchstleistungen, auch sportlich nicht. Vielmehr sollten wir uns moderat und fliessend bewegen. Sanfte Yogaübungen und lange Dehnungen bieten sich an oder die MakkoHo-Übung für das Element Wasser. Auspowern und vergleichende Wettkämpfe sparen wir uns lieber für den Frühling auf.
Wie das Wasser lassen wir unsere Energie nach unten in die Tiefe sinken. Es ist jetzt Zeit, sich mit unserem Sein und dem Sinn des Lebens zu befassen. Der Winter ist die Zeit von Meditation und Spiritualität. Nutzen wir die Vorweihnachtszeit und auch die darauf folgenden Festtage mal nicht für Kommerz und Party sondern für die Rückbesinnung zu uns selbst und zu unserer Aufgabe im grossen Ganzen. So war es wohl auch ursprünglich gedacht, als Feier für die Sonnenwende am 21. Dezember.
Wie zu jeder Jahreszeit essen wir saisonale Nahrungsmittel die unserer Klimazone entsprechen. Wir sollten kalte Nahrungsmittel vermeiden und uns vielmehr wärmend ernähren. Der Winter ist die Zeit der Suppen und Eintöpfe. Wichtig ist auch wie wir die Wärme in unsere Nahrung bringen – eine Suppe, die langsam im Kachelofen vor sich hin schmort, erfüllt ihren Zweck, eine schnell in der Mikrowelle erhitzte bestimmt nicht.
Wenn wir also der Natur des Wassers folgen, kommen wir viel ausgeglichener durch die Winterzeit. Diese Fähigkeit ist uns Menschen angeboren und im Grunde ist es sehr einfach – wir müssen nur achtsam wahrnehmen, was in unsere Umgebung passiert.
Was aber kann passieren, wenn unsere Wasserenergie nicht mehr im Gleichgewicht ist? Vielleicht sogar schon für längere Zeit? Je nach Ungleichgewicht, können sich dann zum Beispiel folgende Symptome zeigen:
– Häufiger Drang zu Urinieren, Blasenentzündungen
– Vaginalinfekte, Prostataprobleme
– Mangelnde Libido, Impotenz
– Kaltes Gesäss, Beine und Füsse
– Arthritis, Ischiasprobleme
– Hexenschuss, Rückenschmerzen
– Osteoporose, Bandscheibenabnützungen
– Zahn- und Zahnfleischprobleme
– Ohrenklingeln, -sausen, Tinitus, häufige Mittelohrentzündungen
– starke Angstgefühle, Phobien, Depression
– chronische Erschöpfung, Nachtschweiss
– dunkle Augenringe, vorzeitiges Ergrauen, Haarausfall
– Einschlafschwierigkeiten, Schlaflosigkeit
Die Liste ist keinesfalls vollständig, zeigt aber häufige Störungen in Verbindung mit der Wasserenergie auf.
Bestehen also solche Probleme, lohnt es sich genauer hin zu schauen und die Ursachen für dieses Ungleichgewicht zu finden. Dabei braucht es wohl Begleitung in diesem Prozess, wie sie zum Beispiel Shiatsu bietet.